Samstag, 27. April 2024

Das Mädchen ohne Hände (Brüder Grimm) gereimt

Es war vor vielen hundert Jahren,
da kam der Teufel angefahren.
Er flog hoch oben durch die Lüfte
über Felder und Gehöfte.
Die Mühle, die am Dorfrand stand,
fand er besonders int'ressant.
Sie war ein furchtbar schiefes Ding,
mit dem es bald zu Ende ging.
Und wie er übern Dachfirst schaute,
sah er ein Mädchen hinterm Hause.
Es hielt den Rock an seinem Saum
und pflückte Äpfel frisch vom Baum.

Der Müller holte Holz vom Wald
und dort machte der Teufel halt.
Er trat zu ihm als Handelsmann,
und sprach "Was stellt ihr Euch so an?
Ist das Holz nicht schrecklich schwer?
Ich weiß was Bess'res, bittesehr!
Die Armut ist ein schweres Los,
das Glück ist klein, die Sorgen groß.
Ich mach Euch reich, der Pakt besteht,
wenn Ihr mir eine Sache gebt,
die hinter eurem Hause ruht.
Schlagt ein, mein Herr, ein wenig Mut!“

'Den Apfelbaum geb ich ihm freilich`,
sann der Müller und sprach eilig
"Die Sache gilt als abgemacht!"
Der Händler hat vergnügt gelacht.
"Nach drei Jahren komm ich wieder
und hol, was ich gekauft, mein Lieber."
Ohne Holz, in Windeseile
und aufs Äußerste gespannt,
kam der Müller eine Meile
heim zu seiner Frau gerannt.

„Sag mir, Mann, wie fließt der Reichtum
plötzlich hier durch unser Tor?
Ich klag ja nicht, doch meine Meinung
ist, das kommt mir spanisch vor.
Alle Kisten sind randvoll 
und kein Mensch hat's hereingebracht.
Wenn das ein derbes Spässchen sein soll,
ich hab drüber nicht gelacht!"
So sprach die Frau, er daraufhin:
„Das kommt von einem Fremden.
Obwohl ich mir nicht sicher bin
was wir darauf verpfänden.
Was ich ihm versprochen hab,
ruht hinter unserm Haus.
Ich dacht, da steht der Apfelbaum
und darauf läufts hinaus.“

„Das war der Teufel ganz bestimmt,
dem du so was versprochen,
dass dieser Kauf zum Himmel stinkt,
hätt ich sofort gerochen!
Hinterm Hause ruht in Wahrheit
nämlich unser Kind,
dem die Äuglein nach der Arbeit
zugefallen sind.“
Doch die Not hat sie gedrückt 
und Geld, das war willkommen.
Und so ward es Stück für Stück
dankbar angenommen.

Die Tochter war ein Sonnenschein 
und eine fromme Seel‘,
sie blieb die nächsten Jahre rein
und ohne jeden Fehl.
Alsbald war es an der Zeit 
und der Tag gekommen.
Das Mädchen hat im Büßerkleid
im Hofe Platz genommen.
Sie zog um sich den Teufelskreis,
um selbigen zu bannen.
Dann betete sie mit viel Fleiß
und ihre Tränen rannen.

Der Kaufmann kam schon früh am Tag,
nett begrüßt vom Müllerspaar.
Der Müller sagte "Der Vertrag
ist doch etwas sonderbar.
Wie willst du unsren Apfelbaum
auf deinen Karren bringen?
Wie ich das sehe wird das kaum,
wenn überhaupt gelingen!"
„Soll ich dir die Rübe spalten?“,
rief der Mann, der so düpiert.
"Deinen Baum kannst du behalten!
Ich will das, was mir gebührt!
Führe mich zu deinem Sproß!”

Dann wuchs er donnernd in die Höhe,
sicher dreizehn mal so groß
und nahm die Flügel von der Mühle.
"Das nur so als kleine Warnung,
dass du weißt, was dich erwartet.
Alles, Handel und auch 
Tarnung
war in Gänze abgekartet!”
Der Müller war zum Zwerg geschrumpft
und wies den Riesen in den Hof.
“Ich sehe, du kommst zur Vernunft.
Na, dann legen wir mal los!”


Der Riese griff nun nach Kind,

darauf gab es einen Knall

und ein wilder Brausewind
bracht ihn hinterrücks zu Fall.
Wie hat der Boden da gebebt 

und der Riese hat sinniert
‚Das hab ich nicht oft erlebt,
dass mich jemand so pariert!‘

Als er sich dann aufgerappelt,
nahm er sich den Müller vor,
der in seiner Hand gezappelt
und sprach „Leih mir mal dein Ohr!
Diesen fiesen Teufels-Bannkreis
will ich morgen nicht mehr sehen
sonst werd ich, dass du Bescheid weißt,
mit dir Schlitten fahren gehen!
Und die Dirn ist viel zu sauber,
halt das Wasser fern von ihr!
Also kurz: kein fauler Zauber,

morgen bin ich wieder hier.“

Am nächsten Tag dann hat das Mägdlein
seine Hände nass geweint
Der Fremde kam mit seinem Wäglein. 
und er fühlte sich geleimt.

„Müller, diese Hände sind mehr 
als deutlich reingewaschen!“

„Das kann aber nicht sein, mein Herr,
das tät mich wirklich überraschen.“
Abermals ging da der Fremde,
das brave Mädchen zu ergreifen 
doch vor ihren reinen Händen
musst‘ er unter Schmerzen weichen.
„Falls die Hände nicht verschwinden wenn ich komme, übermorgen,werdet ihr euch wiederfinden vor der Hölle schwarzen Pforten!“



weggewischt …. recht.…. Feuer unter deinen Füssen …. büssen

....Die Hände, wie ein Teufelswerk
lösten sich von den Armen....


der spuk war vorbei, doch die hände kamen nicht zurück 

“ Hier bin ich nicht sicher “

„Du Engel bist schön, schön und hell

leuchtend am andern Gestade.

von meinen Träumen bist du wohl 

der mit Flügeln gerade.“


Und die Moral am End ist: Wenn dir die Hände genommen, dann braucht es einen Engel, um sie wieder zurück zu bekommen.

Freitag, 26. April 2024

Das Kroko und die Ventildrossel Teil 1

Es waren einmal ein kleines Handabsperrkrokodil und eine Ventildrossel. Die lebten beide in einem sumpfigen Sumpf und waren einander sehr zugetan. Da hatten sie nun aber einigen Tages genug von ihrer modrigen Heimstatt, wo es nur schrumpelige Mulche und glupschige Unken zu essen gab. Außerdem konnte man des Nebels wegen die Hand nicht vor Augen sehen und so erkannte das Handabsperrkrokodil die Ventildrossel nur an ihrem Klappern und die Drossel das Krokodil nur an seinen grossen Augen, die leuchten konnten wie Scheinwerfer. Das Klappern war wie ein Sonar nur es funktionierte gar nicht, weil die Drossel eiliger als der Schall dahinhuschte. Des öfteren veranstaltete das Krokodil lustige Schattenspiele für die Drossel und selbige entspann eine kunstvolle Kakophonie dazu: klapp, klapp ...

Nun also setzte sich die Drossel auf den schuppigen Rücken und das Krokodil begann in eine Richtung zu laufen von der es nicht wusste, welche es war, aber irgendwo musste es ja nach woanders hingehen. Und wirklich, alsbaldig wurde der Nebel lichter und der Boden tragfestiger. Und es ward eine grüne Wiese im Sonnenschein und sahneblauer Himmel. Da sahen sie sich das erste Mal richtig. Das war eine Freude! Das Krokodil war grün und passte gut zum Gras und die Drossel konnte mal 5 Meter ohne eine bäumische Kopfnuss geradeaus fliegen. So zirpte sie hin und her und zerbrach dabei einige Schallmauern und das Kroko machte Purzelbäume und Handstände. Hier wollten sie bleiben. Nun aber lebte nicht weit entfernt ein jähzorniger kleiner rothaariger Mann namens Koboldt Nickel. Der hatte zwei fürchterlich hässliche Hunde die Puter und Fitüre hießen.

Er war Streichelwildjäger und immer auf der Jagd nach neuen Insassen für den bekannten und weltberühmten Streichelzoo seines grossen dicken weisshaarigen Freundes August Schwafelsam mit einer dicken, rötlichen Knollennase, durch die er oft schnaufte...

Beiden war Tierschutz völlig schnuppe!
Inzwischen hatte es angefangen zu regnen und das Drosseli hockte unter

Krokos Bauch und war schon wieder verdrießlich, wobei es mürrisch vor sich hinklapperte, weil nass war es im Moor auch ganz oft gewesen. Doch dann wurde es Nacht und das Getröpfel hörte auf und das Krokodil machte Disco Beleuchtung zum Takte der Drosselventile. Das entging dem bösen Koboldt nicht. Denn er saß des Nachts auf seiner Veranda und trank wilden Wein aus Würfelbechern. Da hatte er doch mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt! 

Mit Schwung erhob sich Rothaar-Koboldt (dein Kopf brennt, hatten die Schulkinder früher immer zu ihm gesagt), aber weil es in seinem Kopf ja auch ein bisschen matschig war verließ er die Treppe in merkwürdiger Schräglage und landete bäuchlings zwischen den Hühnern. Richtig, die mussten ja auch noch in den Stall. Was war er wieder säumig gewesen, das würde mächtig Schimpfe geben, aua, aua.

Und da kam schon die neugierige Trulla Nickel herausgetrippelt und krähte: "Was soll das für ein Gerumpel, Koboldt! Bist du wieder betrunken? Und die Hühner noch außen. Muss ich alles selber machen?" Jetzt schlug sie noch die Hände über dem Kopf zusammen, das konnte er leiden.
„Spute dich Kopoldt und dann app ins Bett!" Nie kam sie, wenn er was wollte. Also stellte sich Koboldt auf seine Hinterbeine und stampfte mit den selbigen und lief rings herum puterrot an: „Frau! Nein! Ich werde jetzt noch mal mit den Hunden raus. Geschäftlich, da geht nix! Die Hühner schaffst du rein, mach auch mal was! Rabatzmacherin." 

Da lag schon auch ein leichter Schwefelgeruch mit in der Luft. Worauf die Trulla Lippen und Äuglein zusammenkniff, sich auf dem Absatz umdrehte und wortlos im Haus verschwand. Dort nahm sie ihr Strickzeug und pfiff sich eins. Das mit dem Pfeifen ging schon aber das mit dem Stricken klappte noch
nicht so gut. Koboldt stand nun stramm und zog die Trillerpfeife:" Hühner antreten!" Das waren nicht umsonst Westpoint Militärhühner die er von August geschenkt gekriegt hatte. Trillller! Alle Hühner standen stramm da, bis auf das, auf dem Koboldt gelegen hatte, das torkelte. „ Auf zum Stall, hut, hut, hut" Vorauseilend schob er die Tür auf und ein Federweisser nach dem anderen marschierte zack, zack durch die Öffnung: Huhn, Huhn, Hahn ........ Torkelhuhn, Schluss, Schloss, klick. Jetzt zum Hundezwinger und den Wagen klar. „Komm Puter! Komm Fitüre!, Wir gehen auf die Jagd, Streichelzeit!" Puter und Fitüre sprangen wie die Gummibälle um ihn herum. Und so fing er die beiden Kroko und Drosseli ganz einfach und hinterrücks weil die inzwischen sehr müde dem Schlaf anheim gefallen laut schnarchten und klapperten, was das Zeug hielt. Zuvor war ihre Musike noch von einigen Trommelkaninchen verstärkt worden aber die wohnten weiter unten am Fluss und waren deshalb schon längst weg. Und da ging es holterdiepolter in der Kiste zum Streichelzoo.

Das erste, was die beiden unfreiwilligen Kisteninsassen erschreckte, war Augusts Rübennase, so fest hatten sie geschlafen. Drosseli verkroch sich hinter dem Kroko, das nichts zu verkriechen hatte und deshalb leis' durch die Zähne knurrte. Na, aber da hatte es die Rechnung ohne den August gemacht. Geschickt und schnell bekam es einen Maulkorb. „Ein Handabsperrer aus der Familie der Velourkrokodile sehr schön Koboldt." Tatsächlich sah das Kroko nur schuppig aus und hatte eine sehr weiche und kuschelige Oberfläche mit Streichelgüte A. „Das pummelige Vöglein hier nehme ich aber nur umsonst. Na, trinken wir erst mal einen drauf, werden uns schon einig." Und haute dem Koboldt auf die Schulter, dass die Knie einsackten und ein O machten. Der freute sich aber trotzdem, da musste er nicht zu seiner Frau nach Hause und hatte eine Ausrede. Die Kiste ging wieder zu und nur von Zeit zu Zeit war ein Ausruf hörbar: Behumst du mich auch nicht? Alter Spitzbube ! Das ist ein Sonderangebot, klarer Fall! Schnickschnack, Prost! Hahahaha! Nur im Paket, dann auch Paketpreis! Da will ich tot umfallen und Schlemil heißen!"

Und so kam dass Handabsperrkrokodil in das Wildstreichelgehege und die Ventildrossel zu den Singvögeln in die Voliere wo sie nicht mehr klappern durfte und das Singen lernten sollte. Im Wildstreichelgehege lernte das Velourkroko dann auch noch andere Tiere kennen: einen Angorafrosch, einen Gilluck, eine Multilope, die Schnurstraxe und die Duckmaus und einen Sägezahnhamster und mehr. Mit dem Maulkorb konnte es aber nix sagen.





Montag, 22. April 2024

Zweimal geschüttelt

Es fragt die Frau vom Standesamt,
die von den hohen Anden stammt,
den Mann mit einem Geissenbart,
ob er ihr was zum Beissen gart.

………………………

Beim Dämmerlicht den Spähbericht
Der Sperber mit dem Reh bespricht.
Er sah, statt dass der Füchse fangen,
Den Förster um die Büchse bangen.
Dieselbe tat zur Linken schiessen
so dass, -statt anvisiertem Ziel-
Fünf Kohlköpf' ihre Schinken liessen.
Beim Waldesgrund, in tiefer Nacht,
Das Reh sich immer schiefer lacht.   

………………………

Es waren zwei alte Witwen,
die schrieben gern Algorithmen.
Dann stockte das Netz,
es empfahl das Gesetz,
dass sie sich dem Steckhalma widmen.

………………………

Es war einst ein fahrender Ritter,
der kam in ein schlimmes Gewitter.
Dort ging es ihm schlecht, 
sein Helm war aus Blech
und das bereute er bitter. 

Es flossen die Regenbäche
durch Helm und durch Scharniere
und was wenn durch die Bleche
ein Blitz vom Himmel führe?

Er ritt schon seit mehreren Wochen
durch das Land der Angeln.
Und dort, dass muss man bemangeln
regnet es ununterbrochen.

Es war jedoch auch keine Wonne
im heißen Land der Bengalen.
Denn unter der heißen Sonne
litt er scheußliche Qualen.

………………………

Erwin, dem der Brägen flötet,
weil er sich recht zugelötet,
legt das Eis gewandt anstelle
ins Frostfach in die Mikrowelle
Und als das Glöckchen dann erklingt
und es dezent nach Himbeer stinkt
und er es ganz sicher weiß
ruft er leis: das Eis ist heiß!

………………………

Es war recht spät, die Detektivin saß erschöpft an ihrem Tisch,
sie hatte einen langen Tag voll Beschattung hinter sich.
Der Mond schien schon, da schlich sich etwas leis durch ihre Pforte.
Sie schaute auf, da stand ein Mann und er sprach die Worte:
„Ich bin ein Geist, drum ist es zwecklos, mir die Hand zu geben.
Doch bitt ich um ein wenig Zeit, ich muss mit Ihnen reden!“

Man sah die Frau ganz leicht erblassen,
doch ihre Geste blieb gelassen.
„Solang die Kasse stimmt, mein Herr,
setzen Sie sich bittesehr!“
Der Besuch schwob ungefähr eine Handbreit überm Schemel
und er meinte kurzerhand "Ich suche meinen Partner Emil.
Der Emil, der ist ein Phantom, ein unsichtbarer Mann
und zusammen sind wir zwei ein prächtiges Gespann."

Und die Frau frug das Gespenst:„Wie sind sie denn gestorben?
Sie haben doch nicht so mir-nichts-dir-nichts ein Geisterdasein erworben?“

Freitag, 19. April 2024

Der gestiefelte Kater (Perrault/Grimm) gereimt

Erbschaft ist ein Segen, aber nicht allein.
Ein kleines Erbe kann ein großer Ansporn sein.
Auf eigenen Füßen gehen ist gar nicht so verkehrt,
statt Pferde zu besitzen, die 1000 Taler wert.
Bekannt sind Millionäre mit Vätern ohne Brot,
und gutbetuchte Großväter mit Enkeln tief in Not.
Im Kopfe etwas Grütze drin ist mehr wert als ein Feld
und gesunder Mutterwitz mehr als Gut und Geld.

Es war ein mal ein Müller, dreier Söhne Vater.
Sein Gut war eine Mühle, ein Esel und ein Kater.
Wie es sich so fügte lag der Müller bald im Sterben.
Alles was er einst besessen, teilten sich die Erben.
Der Älteste bekam die Mühl, den Esel dann der zweite,
der Kater kam zum Jüngsten, den das gar nicht freute.

"Eine Katze!" rief er "Das ist für die Katz!
Was tue ich damit? Nen warmen Pelzbesatz
für meine kalten Ohren? Solang ich barfuß gehe
wirkt das unverfroren. Das Fleisch wie ich es sehe,
reicht kaum für einen Braten." "Mein Herr ich will dir raten
nicht so lang zu trauern." sprach der Kater sauer.
"Spar dir dein Bedauern. Gib mir einen großen Beutel
und auch gute Stiefel. Dann schleiche ich mich heute,
nur um dir zu helfen, noch unter reiche Leute."

Der Jüngste sah verwundert drein, des Katers Reden wegen,
und doch rief er den Schuster her, die Elle anzulegen.
Als die Stiefel fertig warn, zog sie der Kater an,
und verschloss den Beutel mit einer Schnüre dann.
Auf zwei Beinen, wie ein Mensch, ging er zur Tür hinaus
und legte tief im Walde seinen Köder aus.
In den Sack hinein hatte er Weizenkorn gefüllt.
Er öffnete denselben und wartete auf Wild.

Er hatte einen Stock mit Schnur in den Sack gestellt,
das war für seine Beute ein Körnerfutterzelt.
Des Königs großer Hunger auf Rebhuhn war nicht neu,
die große Zahl der Jagden machte die Tiere scheu.
Der Kater aber jagte nicht, er stellte eine Falle
und Rebhühner kamen herbei, ein paar richtig dralle.
Sie krochen in das Zelt hinein, der Kater zog am Strick
und schulterte den Sack, erfreut über seinen Trick.

Er ging damit geraden Weges zu des Königs Schloß.
Als die Wachen ihn dort sahen lachten sie gleich los.
„Wohin will der große Sack mit dem kleinen Kätzchen?“
„Zum König will ich ganz genau, und lass er diese Mätzchen.“
„Bist du toll, als Kater willst du sprechen vor dem König?“
„Laß ihn durch, dass wird ein Spass, der König lacht so wenig.“

Der Kater kam zum König und er beugte sich vornüber.
„Mein Graf sendet Euch Rebhühner vom fettesten Kaliber.“
Der König wusste sich darob vor Freude nicht zu fassen
und gab dem Kater etwas Gold aus den Landeskassen.
„Das bring deinem Herrn und nochmals Dank für das Geschenk!“
Zuhaus stützte der Müllerssohn den Kopf aufs Handgelenk.

Er sann am Fenster nach wann wohl das Unglück von ihm ließe.
Da trat der Kater ein und warf das Gold ihm vor die Füße.
„Da hast du etwas für die Schuh, der König lässt dich grüßen.“
sprach der Kater und zog sich die Stiefel von den Füßen.
"Du hast zwar jetzt Geld genug, doch dabei solls nicht bleiben.
Morgen will ich mich erneut im Unterholz rumtreiben.
Ich werde Rebhuhnlieferant für höfischen Bedarf.
Und du, mein werter Müllerssohn, wirst mein Herr, der Graf."

Die nächsten Tage ging der Kater wieder Fallen stellen.
Dem Jungen blieb nichts weiter, als Goldstücke zu zählen.
Der Kater war beliebter Gast in des Schlosses Küche
und hörte eines Tages dort vom Herd des Kutschers Flüche.
"Ich wünscht, der König samt Prinzessin wärn beim Belzebub!
Dann könnt ich heute Karten spielen in der Wirtshausstub!
Statt dessen wollen beide nun am See spazieren fahren
und ich langweil mich oben auf dem gottverdammten Karren!"
Wie der Kater das vernahm, schlich er sich nach Haus
und richtete dem Müllersbursch die frohe Nachricht aus.

"Willst du ein Graf sein, musst du heut hinaus zum See und schwimmen.
Auf mein Signal hin wirst du dann das Ufer rasch erklimmen."
Der Müller zuckte nur die Schultern und die beiden liefen fort.
Gerade noch zur rechten Zeit kamen sie zum rechten Ort.
Hastig zog der junge Bursche sich ganz splitternackend aus.
Der Kater trug die Kleider fort, da kam die Kutsche angesaust.
„Ach, mein Herr ist in Bredouille, allergnädiglichster König.
Er steckt dort im Wasser fest und hat neue Kleider nötig!
Die seinen wurden ihm beim Bad von Landstreichern gestohlen.
Kommt er nicht ins Trockne, wird ihn der Schnupfen holen!“

So hat der Kater kläglich laut und aufdringlich miaut,
bis der König irritiert den Störenfried erschaut.
Nach kurzem Knarren und auch Ächzen stand die Staatskarosse still,
"Schnell, mein Bote, reit geschwind, bring dem Grafen, was er will!"
sprach der König, denn er war dem Kater sehr gewogen.
Dann hat der Graf von Habenichts die Kleidung angezogen,
die alsbald sehr großzügig zur Verfügung stand.
"Herr Kater, reich er mir den Frack und geh er mir zur Hand!"
Nachdem er sich angezogen, durfte er im Wagen sitzen.
Die Königstochter ließ ganz reizend ihre hübschen Äuglein blitzen.

Der Kater aber rannte vor, wie verfolgt von wilden Bienen.
Er fragte Leute unterwegs "Sagt, wem möget ihr wohl dienen?"
"Dem Zauberer!", so riefen alle, ob auf Wiese, Wald und Feld.
"Erzählt ihr diesen Quatsch dem König, ist es schlecht um euch bestellt.
Alles hier gehört dem Grafen, merkt euch diese Antwort gut."
Die Menschen sagten schnell "Jawohl!", denn sie waren auf der Hut.
Ein Fabeltier wie dieses sieht man ja nicht alle Tage,
da gibt man lieber falsche Auskunft auf jedwede Frage.

Das Tier schlich sich ins Schloß des Magiers, leckte sich vor ihm die Pfoten.
Der Magier fand so ein Verhalten ungebührlich und verboten.
"Was willst du hier?" rief er und seine Augen starrten böse.
"Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen dieses Rätsel löse.
Dass Ihr Euch in vielerlei Getier verwandeln könnt,
so hörte ich und frage ob mir ein Beweis vergönnt,
von Eurer hohen Zauberkunst? Nicht Fuchs, noch Wolf, noch Hund,
nein, ein echter Elefant wäre mir zum Staunen Grund."
Der Magier sagte darauf stolz: "Das ist mir eine Kleinigkeit.“
und stand da als Elefant nach verblüffend kurzer Zeit. 
"Ein stoßzähniges Rüsseltier, das ist schon kolossal,
ein Löwe wär für mich jedoch das Zauberstück der Wahl."

Ein Löwe brüllte nun alsbald, den Kater überlief es kalt,
schnell sprang er in eine Uhr, man hörte seine Stimme nur
„Das ist der Brüller, ei der Daus, doch sicher kannst du keine Maus!“
Schaurig lachte das Genie „Die Maus vergisst du wahrlich nie!“
Der Kater hat auch nicht vergessen, die Maus genüsslich aufzufressen.
Ein Satz, ein Biss, ein leiser Schrei, dann war die Zauberei vorbei.
Des Königs Kutsche fuhr derweil über Wiese, Feld und Wald,
und wo immer man gefragt, des Grafen Name wiederhallt.
Der König war erstaunt und sprach, "Ihr seid ein reicher Mann, Herr Graf."
Sie kamen an das Schloss heran, vor dem der Kater lässig stand.

Von den Treppen sprang er munter zu den Gästen nun herunter,
öffnete galant den Wagen, sprach mit sichtlichem Behagen:
"Erlaubet mir, oh Eure Hohheit, dass ich Eintritt nun gewähre
in das Haus des werten Grafen, dem es eine große Ehre
ist euch heute zu begrüßen und er leget Euch zu Füßen,
alle seine Kraft und Macht und des Schlosses edle Pracht."
Der Graf nun führte die Prinzessin hinauf zum Saal voll Prunk und Gold.
Das Mädchen aber war dem Grafen schon seit dem Momente hold,
als er nackt am Wege stand. Sie sprach "Ach freie mich, mein Liebster!"
Der Graf wurde zum Prinz ernannt und der Kater ward Minister.